DKB VR Art Prize

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Nominiert für den VR KUNSTPREIS 2023

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MarleneBart

Marlene Bart (*1991) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich an der Schnittstelle von Naturgeschichte, Anatomie und bildender Kunst. Bart entwirft eine futuristische Perspektive auf die ganzheitlich orientierte Frage danach, wie eine gemeinsame visuelle Sprache in Kunst und Wissenschaft ermöglichen kann, die grundlegende Bedeutung von Ordnungssystemen zu durchdringen.

In ihren aktuellen Projekten erforscht sie, wie die menschliche Beziehung zu visuellen Taxonomien durch das Medium der virtuellen Realität beeinflusst und verändert werden kann.

Bart erzeugt durch die Kombination von wissenschaftlichen und künstlerischen Bildern eine hybride visuelle Sprache. Der vielfältige Einsatz multimedialer Techniken (Druckgrafik, Künstlerbücher, Skulpturen, Taxidermie, Installationen, VR-Animationen) ermöglicht es ihr, unterschiedlichste Bildinhalte spielerisch zu kombinieren und dabei auf die historische Dimension wissenschaftlicher Publikationen zu verweisen und diese in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen.

Bart studierte Bildende Kunst bei Professor Wolfgang Ellenrieder an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig (HBK), an der Villa Arson (École nationale supérieure d'art) in Nizza und am Art Center College of Design in Pasadena. Sie hat einen Master in Art in Context von der Hochschule der Künste Berlin (UdK), war von 2017-2020 Dozentin an der Hochschule der Künste Braunschweig (HBK) und von 2020-2021 an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie ist Gründerin und Herausgeberin der transdisziplinären Buchreihe "Atlas der Datenkörper", die im transcript Verlag erscheint.

 

© Portrait Malene Bart von Rica Rosa

Theatrum Radix, 2022

"Theatrum Radix" ist eine transdisziplinäre VR-Experience. Es verbindet naturhistorische Klassifikationssysteme und Metaphern mit zeitgenössischen Technologien wie CT-Scanning. Durch diese Verbindung findet ein Perspektivenwechsel statt, da die Objekte und Bilder in Form von surrealen Naturerzählungen neu gerahmt werden. In dieser immersiven Erfahrung werden die Betrachter*innen buchstäblich in das Innere von Knochen transportiert oder durchqueren holographisch schillernde Spiegelungen von Feuchtgebieten in den Innereien eines sezierten Frosches. Die anthropozentrische Perspektive und das damit verbundene Paradigma der Repräsentation von Natur werden dekonstruiert.

 

Die Erfahrung erschafft eine futuristische und rhizomatische Wissensstruktur, die die Grenzen zwischen den Arten auflöst und einen spekulativen Entwurf für eine ganzheitliche Ordnungsstruktur offenbart. In seiner Gestaltung verbindet "Theatrum Radix" die Wissensmetapher des Theaters mit der einer künstlerischen Enzyklopädie. "Theatrum Radix" besteht aus insgesamt 7 Kapiteln, die durch künstlerische und naturkundliche Artefakte betreten und erkundet werden können. In einem Kapitel können die Betrachter*innen zum Beispiel virtuell in ein gläsernes Gehirn eintauchen, in dem Bienen neuronenähnliche Strukturen aufbauen. In einem anderen Kapitel befindet man sich plötzlich in einem mit 16-mm-Filmtexturen bedeckten Tunnel wieder, der dem Thema der Metamorphose gewidmet ist, oder in einer scheinbar endlosen Theaterarchitektur, die auf dem Goldenen Schnitt basiert.

 

Ein wichtiger Bezugspunkt ist das Gedächtnistheater des italienischen Philosophen Guilio Camillo (17. Jahrhundert). Camillo plante ein Theater, in dem er das Wissen über die Welt und den Kosmos vereinen konnte. Es basierte auf den 7 damals bekannten Planeten. Sein Theater wurde jedoch nie physisch realisiert. "Theatrum Radix" greift diese Idee auf, um eine Kritik am Anthropozentrismus zu formulieren. Das Werk schlägt zudem eine Brücke zwischen zwei- und dreidimensionalen Wissensräumen.

Um die komplexe Bildsprache des Projekts zu realisieren, wurden eigens entwickelte 3D-Renderings, sowie Oberflächenscans und CT-Scans des Museums für Naturkunde Berlin verwendet.

 

"Theatrum Radix" eröffnet spielerisch einen vernetzten Blick auf den Umgang mit zoologischen Objekten und regt dazu an, Ordnung nicht als hierarchisches Konzept, sondern als organisches und sich stetig weiter entwickelndes Netzwerk zu denken.