DKB VR Art Prize

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VR KUNSTPREIS Gewinner*innen

Am Abend des 15. September 2023 wurden die drei Gewinner*innen des VR KUNSTPREISES im Rahmen einer Preisverleihung bekannt gegeben. Die Preisjury, bestehend aus Yolanda Kaddu-Mulindwa (Leiterin der kommunalen Galerien Neukölln), Nora O Murchú (Künstlerische Leiterin, transmediale), PD Dr. Ursula Ströbele (Leiterin Studienzentrum zur Kunst der Moderne und Gegenwart, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München), Jan Walther (Mitglied des Vorstandes, Deutsche Kreditbank AG, Berlin) und Dr. Marc Wellmann (pausierender künstlerischer Leiter, Haus am Lützowplatz) wählte aus den fünf künstlerischen Positionen drei Gewinner*innen des VR KUNSTPREISES aus.

 

DER ERSTE PREIS DOTIERT MIT 5.000€ GING AN
MOHSEN HAZRATI


DER ZWEITE PREIS MIT 4.000€ AN
REBECCA MERLIC

 

DER DRITTE PREIS MIT 3.000€ AN
ANAN FRIES

 

BEGRÜNDUNG DER PREISJURY FÜR DEN ERSTEN PLATZ

"Die Arbeit “Fãl Project [none-AI]“ von Mohsen Hazrati verknüpft auf herausragende Weise unterschiedlichste Bedeutungs- und Realitätsebenen: spekulativ-spirituelle Dimensionen des Technischen mit historischen Mythen aus der persischen Kultur. Die Aktivierung des Rezipierenden durch Echtzeit-Prophezeiungen, die über ChatGPT kommuniziert und per AR auf einen Screen in den Raum projiziert werden, verbindet polysensuelle Elemente von sprudelndem Wasser und Augmented Reality. In der Installation oszilliert der Blick zwischen der Vergangenheit und der Zukunft und wirft Fragen zu dystopischen Momenten und gesellschaftlich-poetischen Utopien auf. Mohsen Hazrati schenkt den Betrachtenden poetisch-hoffnungsvolle Prophezeiungen und neue Sichtweisen auf die Welt."

 

 

VR KUNSTPREIS 2023 Virtuelle Utopien

Der VR KUNSTPREIS 2023 geht mit dem Thema „virtuelle Utopien“ in die zweite Runde.

 

Durch die rasante Entwicklung der Digitalisierung entstehen neben dem analogen Kunsterleben neue virtuelle Räume. In diesen können künstlerische Werke digital erfahren werden. Mit der Virtual Reality (VR)-Technologie lassen sich alternative Zukunftszenarien, Wunschbilder und utopische Momente in einem virtuellen Raum imaginieren. Verschiedene gesellschaftliche Zustände werden reflektiert und erlebbar gemacht. So öffnen sich neue Möglichkeitsräume. Es entstehen Momente des Entkommens aus den alltäglichen Sorgen oder Zwängen.

 

Krisen wie Klimawandel, Pandemien und Kriege ängstigen oft die Menschen. Künstlerische Ideen können dabei einen Weg in die Zukunft weisen. Sie tragen das Potenzial für Veränderungen in sich und sie zeichnen spekulative Gegenentwürfe zum „Hier und Jetzt“. Wie lässt sich unsere Welt nachhaltiger, sozial gerechter und friedlicher gestalten? Wie können technologische Möglichkeiten zu einer besseren Gesellschaft verhelfen? Und wie verändert sich Kunsterfahrung, Kommunikation und Zusammenleben, wenn wir uns mehr und mehr im digitalen Raum bewegen?

 

Durch den vermehrten Einsatz von VR-Technologien und dem Aufbruch in das Metaverse, der digitalen Erweiterung unserer physischen Wirklichkeit, werden virtuelle Welten Teil unserer Gegenwart. Wie werden die Wunschbilder der virtuellen Realität mit der physischen Wirklichkeit zusammenfinden?

 

Der VR KUNSTPREIS 2023 widmet sich Künstlerinnen und Künstlern, die mittels Virtual Reality und raumgreifenden Installationen Visionen für den gesellschaftlichen Wandel entwerfen.

 

Mehr zur ab dem 9. September im Haus am Lützowplatz, Berlin, stattfindenden Ausstellung "Unleashed Utopias" erfahren Sie hier. 

Über den VR Kunstpreis

Der VR KUNSTPREIS der Deutschen Kreditbank (DKB) in Kooperation mit der Contemporary Arts Alliance (CAA) Berlin ist der erste Kunstpreis für Virtual Reality im Bereich der bildenden Kunst mit einer institutionellen Ausstellung in Deutschland. Er wurde 2023 zum zweiten Mal vergeben. 

 

Die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Potenzial neuer Technologien sowie die Erkundung und die kritische Reflektion ihrer Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft stehen im Fokus des VR KUNSTPREISES. Der Preis soll zur strukturellen Etablierung des zukunftsweisenden Mediums in der Kunstwelt beitragen. 

 

2023 vergab die DKB in Kooperation mit der CAA Berlin 5 Arbeitsstipendien - für jeweils 4 Monate à 1.000 Euro an bildende Künstlerinnen und Künstler, die mit der VR-Technologie arbeiten. Ihre Werke sind seit Anfang September 2023 für zwei Monate in einer Ausstellung im Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin, zu sehen. Die Ausstellung wurde kuratiert von Tina Sauerländer, der künstlerischen Leiterin des VR KUNSTPREISES. Im Rahmen der Ausstellung wurden drei Förderpreise vergeben, die mit insgesamt 12.000 Euro dotiert sind.

Künstlerische LeiterinTina Sauerländer

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Tina Sauerländer ist die künstlerische Leiterin des VR KUNSTPREISES der DKB in Kooperation mit CAA Berlin. Sie betreute schon die erste Ausgabe des VR KUNSTPREISES und kuratierte die Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ im Haus am Lützowplatz 2021.

 

Die Kunsthistorikerin Tina Sauerländer arbeitet als freie Kuratorin und Autorin. Zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten gehört der Einfluss des Internet und des Digitalen auf unsere persönliche Lebenswelt und Gesellschaft sowie die Auseinandersetzung mit Virtual Reality als künstlerisches Medium. 

Sie ist Mitbegründerin und Direktorin der 2010 gegründeten, unabhängigen Ausstellungsplattform peer to space und kuratierte u.a. 2017 die internationale Gruppenausstellung Die ungerahmte Welt. Virtuelle Realität als Medium für das 21. Jahrhundert im Haus der elektronischen Künste in Basel. Zusammen mit der Kuratorin Erandy Vergara entwickelte sie die Ausstellungsreihe Critical Approaches in Virtual Reality Art und realisierte Projekte wie Envisioning the Future. Other World Perspectives in Virtual Reality Art (Halcyon Arts Lab, Washington, DC, 2018) oder Speculative Cultures. A Virtual Reality Art Exhibition (Kellen Gallery, Parsons/The New School, New York, 2019).

 

(c) Portrait Tina Sauerländer von J. Pegman, 2020

Mitglieder Preisjury

Der VR KUNSTPREIS wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am Freitag, den 15.09.23 im Haus am Lützowplatz, Berlin verliehen. Die Mitglieder der Preisjury waren: 

 

  • Yolanda Kaddu-Mulindwa, Leiterin der kommunalen Galerien Neukölln
  • Nora O Murchú, Künstlerische Leiterin, transmediale
  • PD Dr. Ursula Ströbele, Leiterin Studienzentrum zur Kunst der Moderne und Gegenwart, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
  • Jan Walther, Mitglied des Vorstandes, Deutsche Kreditbank AG, Berlin
  • Dr. Marc Wellmann, pausierender Künstlerischer Leiter, Haus am Lützowplatz
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YolandaKaddu-Mulindwa

„Der VR KUNSTPREIS ist relevant, da er die traditionelle Kunst mit moderner Technologie verbindet und Künstler*innen eine Plattform bietet, ihre Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Durch die Verwendung von Virtual Reality können Künstler*innen ihre Werke auf eine völlig neue Art präsentieren und die Grenzen der herkömmlichen Kunstformen erweitern und die Betrachtenden in immersive und faszinierende Welten eintauchen lassen.“

 

Yolanda Kaddu-Mulindwa leitet die kommunalen Galerien Neukölln, den Bereich Bildende Kunst und Kunst im Stadtraum im Bezirk Neukölln. Sie studierte Kunst- und Kulturgeschichte an der Universität Augsburg und absolvierte ihren Master in Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Festival of Future Nows 2014 in der Neuen Nationalgalerie Berlin und 2017 im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart betreute sie als kuratorische Assistentin und war 2018 für Light Art Space (LAS) tätig. Von 2017 bis 2019 arbeitete sie für den Kunstbuchverlag Frölich & Kaufmann. Als freie Kuratorin konzipierte und organisierte sie 2021 zwei Kunstfestivals im Rahmen der DRAUSSENSTADT Initiative.

 

© Portrait Yolanda Kudda-Mulindwa von Guillermo Mayer

 

 

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NoraO Murchú

"VR ist eine immersive Technologie mit der Fähigkeit, Welten zu kreieren und winzige Details, Geschichten, Kulturen und Schauplätze zu erschaffen. Der VR KUNSTPREIS eröffnet einen Raum für Publikum und Künstler*innen, um in und über diese Welten in Gespräch zu kommen und die Fragen, die sie aufwerfen, kritisch zu diskutieren."

 

Nora O Murchú ist eine irische Kuratorin und Wissenschaftlerin. In ihrer kuratorischen Arbeit erforscht sie die Online-Kultur und die Auswirkungen technologischer Entwicklungen. Ihre multidisziplinäre Praxis umfasst Erzählungen und Fiktionen und mündet in Objekte, Ausstellungen und Interventionen. Sie hat Ausstellungen und Veranstaltungen für Institutionen wie die Akademie Schloss Solitude, LABoral Centro de Arte y Creación Industrial, Rua Red und The Science Gallery kuratiert. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Interaction Design Centre an der Universität Limerick, das Interaction Research Studio an der Goldsmiths University und CRUMB an der University of Sunderland tätig. Ihre Forschung über die Auswirkungen von Technologie auf das Kuratieren wurde bei Goldsmiths Press, Taylor & Francis und Springer veröffentlicht. Derzeit ist sie Dozentin im Fachbereich Informatik und Informationssysteme an der Universität Limerick in Irland und künstlerische Leiterin der transmediale in Berlin.

 

© Portrait Nora O Murchú von Christian Werner

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UrsulaStröbele

“An VR-Kunst interessiert mich, wie dort neue Bildwelten entstehen, die das Skulpturale als Materiellste aller Form der Künste ins Digitale erweitern, wie ökofiktive Szenarien angesichts der Bedrohung der Natur entworfen werden und auch wie unsere Sinne mit diesen veränderten Wahrnehmungsmodi umgehen.“ 

 

Ursula Ströbele ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und leitet dort das Studienzentrum zur Kunst der Moderne und Gegenwart. 2021/22 hatte sie eine Vertretungsprofessur an der HBK, Braunschweig. 2019 war sie kuratorische Leiterin des Kunstvereins Arnsberg. 2021/22 kuratierte sie mit Tina Sauerländer die AR-Ausstellung Augmented Species. Invasive Sculptures in Hybrid Ecologies, 2019/20 Hans Haacke. Kunst Natur Politik (ZI München, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach). Von 2012 bis 2018 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Künste in Berlin, wo sie das Wissenschaftliche Netzwerk Theorie der Skulptur mitbegründete. Sie promovierte 2010 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu den Bildhaueraufnahmestücken der Königlichen Akademie in Paris (1700-1730). 2020 wurde sie mit der Arbeit Erweiterung des Skulpturalen. Analysen und Theorien aktueller Grenzphänomene: Non-Human Living Sculptures seit den 1960er-Jahren. Hans Haacke und Pierre Huyghe habilitiert. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten zählen digitale, zeitbasierte Phänomene des Skulpturalen, Kunst und (queere) Ökologien, Que(e)rschnittsgeschichte der Skulptur des 20. Jahrhunderts, Infrastrukturen der Moderne, ephemere Medienbilder.

 

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JanWalther

"Virtual Reality stellt einen revolutionären Schritt in der Entwicklung der Kunst dar, indem sie die Grenzen des Vorstellbaren verschiebt und den Betrachter in eine Welt entführt, in der die Realität neu definiert wird. Sie eröffnet uns eine einzigartige Möglichkeit, sowohl die künstlerische Ausdrucksweise zu erweitern, als auch neue Formen des Empfindens und der Interaktion zu erleben.“

 

Seit April 2018 ist Jan Walther Mitglied des Vorstandes der Deutschen Kreditbank AG (DKB) und für die Bereiche Finanzen, Compliance & Support und Business Intelligence zuständig. Zudem verantwortet er die Entwicklung und Steuerung von Produktprozessen sowie Fragen der Regulatorik.

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Marc Wellmann

„VR-Kunst hat nach meiner Einschätzung enorme ästhetische Potentiale, die noch gar nicht ausgeschöpft wurden. Der VR KUNSTPREIS der DKB in Kooperation mit CAA Berlin macht diese in einer konzentrierten Form erlebbar, da das Medium selbst gleichsam auf dem Prüfstand steht. Es ist besonders spannend, daran teilzuhaben, da die Technik noch vergleichsweise neu ist und sich rasant weiterentwickelt. Das künstlerische Spektrum erweitert sich dadurch in gleicher Weise.“

 

Marc Wellmann (*1968 in Hamburg), aufgewachsen in Berlin, studierte Kunstgeschichte und Nordamerikanistik an der FU Berlin. 2005 promovierte er an der UdK über Unschärfephänomene in Optik, Malerei und Kunsttheorie vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Von 1996 bis 2005 forschte Marc Wellmann zum Werkverzeichnis von Bernhard Heiliger. 2005 bis 2015 war er Vorstand der Bernhard-Heiliger-Stiftung. 2005 bis 2007 arbeitete er als Head of Artists Liasion bei der Galerie Volker Diehl und als freier Kurator mit Ausstellungsprojekten u.a in New York und Moskau. 2008 bis 2012 leitete er die Ausstellungen des Georg-Kolbe-Museums. Seit 2013 ist er der künstlerische Leiter des Haus am Lützowplatz (HaL), Berlins ältestem Kunstverein.

 

© Portrait Marc Wellmann von Ralf Meier

VR KUNSTPREIS 2023 Shortlist

Danke für 78 großartige Bewerbungen! Auf die Shortlist haben wir gewählt: 

 

 

Hier lesen Sie mehr zu den ausgewählten Künstler*innen. 

Mitglieder Fachjury

Aus allen Bewerberinnen und Bewerbern wurde eine Shortlist ausgewählt, aus der eine Fachjury fünf Arbeitsstipendien à 1.000 Euro pro Monat von April bis Juli 2023 vergeben hat. 

Mitglieder der Fachjury sind: 

 

  • Emma Enderby, Leitung Programm und Forschung, Hauptkuratorin, Haus der Kunst, München

  • Nadim Samman, Kurator für den digitalen Bereich, KW Institute for Contemporary Art, Berlin
  • Ulrich Schrauth, Künstlerischer Leiter, VRHAM! Virtual Reality & Arts Festival, Hamburg, und Kurator für XR & Immersive Kunst, British Film Institute (BFI) und London Film Festival

  • Dr. Alexandra von Stosch, Mitbegründerin & Board Member von CAA Berlin gGmbH, und Geschäftsführerin der Artprojekt Entwicklungen GmbH
  • Laura Wünsche (vertritt Sabiha Keyif), Projektleiterin Tourneeausstellungen, ifa - Institut für Auslandsbeziehungen

Partner DKB & CAA

Die DKB richtet den VR KUNSTPREIS in Kooperation mit der CAA Berlin aus. 

 

Die DKB lebt die Digitalisierung seit der Jahrtausendwende und setzte sich von Anfang an mit dem Potenzial neuer Technologien auseinander: 2001 gründete sie die 1. Internetbank ohne Filialen und machte das bargeldlose Bezahlen bekannt. Dabei legt sie seit ihrer Gründung 1990 besonders Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Finanzgeschäfte und setzt sich  u.a. für den Bau von Windrädern, Solardächern, Kitas, Pflegeheimen, Krankenhäusern und bezahlbarem Wohnraum ein.
Mit dem VR KUNSTPREIS richtet die DKB ihr Engagement im Kunstbereich neu und mit Fokus auf den gesellschaftlichen Mehrwert aus: Gefördert werden soll die künstlerische Auseinandersetzung mit einer sich digitalisierenden Gesellschaft und den damit einhergehenden Veränderungen.

 

Die 2007 gegründete CAA Berlin ist eine Plattform für privates Engagement zur Förderung des Nachwuchses aus zeitgenössischer Kunst und Kultur in Berlin. Sie stärkt den Dialog zwischen Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft. Mit dem VR KUNSTPREIS unterstützt die CAA nun eine junge, zukunftsweisende Kunstszene in Deutschland.

Interview 2021 "Wir wollen digitale Kunst fördern."

Christine Faßnacht (Leiterin Content Marketing der DKB), Betti Pabst (Geschäftsführerin CAA Berlin) und Tina Sauerländer (künstlerische Leiterin des VR KUNSTPREIS) erläutern hier, wie es zu der Zusammenarbeit kam und was sie sich von der Etablierung des jungen Kunstpreises erhoffen. 

 

In Deutschland gibt es bereits zahlreiche Kunstpreise, die sich auf zeitgenössische Kunst, Medienkunst und regionale Kunstförderung fokussieren. Wie grenzt sich hierzu der VR KUNSTPREIS der DKB in Kooperation mit CAA Berlin ab? Und welche Bedeutung hat der VR KUNSTPREIS für die deutsche VR-Kunstszene?

 

Christine Faßnacht

Christine Faßnacht: Der Preis grenzt sich allein schon durch seinen Schwerpunkt ab. Virtual Reality als künstlerisches Medium ist noch jung und entwickelt sich dank einer experimentierfreudigen Generation von Künstler*innen rasch weiter. Diese aufregende Entwicklung möchten wir fördern und zur strukturellen Etablierung des künstlerischen Mediums VR beitragen. 

Als digitale Bank fühlen wir uns der digitalen Kunst natürlich besonders verbunden! Den von uns auserwählten VR-Künstler*innen wollen wir mehr Sichtbarkeit verleihen und sie mit den Arbeitsstipendien auch finanziell unterstützen. 

 

Tina Sauerlaender - photo by J. Pegman_2020__04

Tina Sauerländer: Mit Virtual Reality haben bildende Künstler*innen erstmals in der Kunstgeschichte die Möglichkeit, vollständig immersive Illusionsräume zu schaffen, womit sie auf Traditionen wie die Erfindung der Zentralperspektive in der westlichen Malerei, Mimesis und Trompe-l’oeuil-Malerei rekurrieren und diese fortsetzen. Zudem arbeiten sie in einem Raum, in dem physikalische Gesetze wie die Schwerkraft nicht gelten. Materialität, Bewegung, Räumlichkeit – all das kann völlig neu erdacht werden. Dieses große Potential von Virtual Reality hat bisher in Deutschland noch nicht genug Aufmerksamkeit erfahren bzw. wurde es noch nicht ausreichend dargestellt und diskutiert. 

Der hochdotierte VR KUNSTPREIS rückt nun dieses einmalige künstlerische Medium in den Vordergrund und macht es durch die Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ (16.04. - 04.07.21) im HaL) einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Er stellt damit eine bisher einmalige Art der Förderung für in Deutschland lebende VR-Künstler*innen dar und verhilft der blühenden VR-Kunstszene zu der ihr gebührenden Aufmerksamkeit. 

Und zu guter Letzt: In einer Zeit, in der Kurator*innen über Nachhaltigkeit und den ökologischen Fußabdruck von Ausstellungen diskutieren, zeigt die Ausstellung des VR KUNSTPREIS ausschließlich ortsspezifische Installationen von in Deutschland lebenden Künstler*innen, so dass Transport- und Reisekosten auf ein Minimum reduziert werden. Es geht hier also auch darum, ein Modell aufzuzeigen, wie Ausstellungen künftig nachhaltiger realisiert werden könnten.

 

Wie ist die Idee für einen VR-Kunstpreis entstanden? Und wie habt ihr zueinander gefunden? 


Christine Faßnacht: Seit etwas mehr als 4 Jahren sind wir als Sponsorin der CAA Berlin aktiv, denn sie ist eine wichtige Plattform für privates Engagement zur Förderung zeitgenössischer Kultur in Berlin.  Als Bank beschäftigt uns der digitale Wandel schon lange. 2000 gründeten wir die erste Internetbank ohne Filialen. Auch ist Nachhaltigkeit ein elementarer Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Wir vergeben Kredite für nachhaltige Branchen und Projekte in Deutschland und verzichten ganz bewusst auf Investment Banking und die Förderung umstrittener Wirtschaftsaktivitäten. Mit diesem Selbstverständnis geht einher, dass wir gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und vielversprechende Entwicklungen am Puls der Zeit fördern möchten. 

Unsere Kunstbegeisterung wollten wir nun in ein feines Projekt mit klarem Fokus einbringen. Daher stand recht früh fest, dass wir den VR KUNSTPREIS gemeinsam mit der CAA Berlin auf die Beine stellen werden. Das Schöne dabei ist, dass wir uns hier perfekt ergänzen: Die CAA bringt als Partnerin ihr Netzwerk und das Kunstbetriebs-Knowhow mit, und wir als Bank die Leidenschaft, Neues zu gestalten und dabei auch mal fernab des Mainstreams zu denken bzw. zu fördern.


Betti Pabst: Wir als CAA Berlin sind sehr glücklich darüber, die DKB als wichtige finanzielle Partnerin auf unserer Seite zu wissen, die uns auch bei der Umsetzung neuer Programmformate unterstützt! Durch Stipendien, Projektförderungen und Ausstellungsprojekte ist es uns möglich, im privaten Sektor einen kleinen Anteil zur Erhaltung einer lebendigen, vielfältigen und jungen Kulturszene zu leisten. 

In unserer gemeinsamen Arbeit hat sich das Interesse der DKB an digitaler Kunst verstärkt. Während wir uns zu Beginn der Kooperation auf Veranstaltungen in der Bank selbst konzentrierten, kam 2019 der Wunsch seitens der DKB auf, sich in einem Förderprogramm intensiver dem Thema digitaler Kunst zu widmen und ein eigenes Projekt mit Fokus auf digitalen Kunstformaten ins Leben zu rufen.  So entstand die gemeinsame Idee des Kunstpreises mit angegliedertem Stipendienprogramm. Die CAA hilft hier vor allem durch ihre lange Erfahrung in der Stipendienvergabe und ihre Kontakte in die Kunstwelt, auf die wir für den VR KUNSTPREIS zurückgreifen können, um die richtigen Partner*innen für die Ausschreibung, Vergabe und Ausstellung zu finden.

So kam es auch zur Zusammenarbeit mit Tina Sauerländer und zur Fokussierung auf VR-Kunst. Tinas Arbeit als Kuratorin für digitale Kunst und Expertin für VR begleiten wir schon eine ganze Weile, daher haben wir sie für unser Vorhaben gewinnen können. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit ihr im Rahmen dieses großartigen Projektes.

 

Tina, du bist Kunsthistorikerin, Autorin und Mitbegründerin der unabhängigen Ausstellungsplattform „peer to space“, die sich auf digitale Kunst spezialisiert hat. Wie kam es zu deiner Begeisterung für das Kunstmedium Virtual Reality?  


Tina Sauerländer: Im Herbst 2015 rief mich ein befreundeter Künstler an, Philip Hausmeier, mit dem ich zusammen 2 Jahre später Radiance gründen sollte. Seine Skulpturen hatte ich 2013 in der Ausstellung „Entering Space“ gezeigt. Schon damals versuchte er, mit physischem Material die Illusion einer Oberfläche hinter der eigentlichen Oberfläche zu erzeugen. Am Telefon sagte er mir, dass er jetzt Skulpturen in Virtual Reality mache und bat mich vorbeizukommen. 
Kaum im Headset abgetaucht, fand ich mich in einem schwarzen Raum mit riesigen leuchtenden geometrischen Körpern und schillernden Oberflächen wieder. Was mich am meisten an diesem immersiven Erlebnis beeindruckte, war, dass ich die Dimensionen der Objekte wie in der Realität mit dem eigenen Körper vermessen konnte, statt sie nur auf einem Bildschirm abzuschätzen. Das ist für mich auch heute noch die wichtigste Eigenschaft von VR. Um sie zu verstehen, ist es unabdingbar, sich ein Headset aufzusetzen und die Erfahrung selbst zu erleben!
Mich hat die Faszination seitdem nicht mehr losgelassen. Bald darauf bekam ich dank Sabine Himmelsbach, die auch eine der Juror*innen für den VR KUNSTPREIS war, die Gelegenheit, eine erste große Museumsausstellung zum Thema Virtual-Reality-Kunst zu kuratieren. Im Januar 2017 eröffnete dann „Die ungerahmte Welt“ am Haus der elektronischen Künste Basel. In der internationalen Gruppenausstellung waren damals auch die VR KUNSTPREIS Stipendiat*innen Banz & Bowinkel mit ihrer allerersten VR-Arbeit „Mercury“ dabei. Seit der Baseler Ausstellung habe ich viele weitere VR-Ausstellungen mitkuratiert – in Köln, Washington DC, Barcelona und New York. Ich freue mich nun besonders, endlich auch in meiner derzeitigen Heimatstadt mit dem VR KUNSTPREIS eine große VR-Ausstellung realisieren zu dürfen.


Tina, du bist auch Mitbegründerin der internationalen Rechercheplattform „Radiance“ für VR-Experiences in der bildenden Kunst, die über 160 künstlerische VR Experiences dokumentiert. Du kennst dich also gut aus. Haben dich die Einreichungen für den VR Kunstpreis dennoch überrascht?


Tina Sauerländer: Auch, wenn ich dank Radiance und meiner kuratorischen Tätigkeit in der deutschen und internationalen VR-Kunstszene sehr gut vernetzt bin, habe ich während der letzten Monate dank des VR KUNSTPREIS sehr viele neue, spannende VR-Kunstwerke von in Deutschland lebenden Künstler*innen entdeckt. Es ist großartig zu sehen, dass nun auch Nachwuchs von den Kunstuniversitäten kommt und, dass viele talentierte und international bekannte VR-Künstler*innen in Deutschland leben und arbeiten! 

 

Die Auswahl der fünf Stipendiat*innen wurde durch eine namhafte und renommierte Fachjury getroffen. Wie lief das ab? 


Betti Pabst: Wir haben uns sehr über die hohe Anzahl und die Qualität der Bewerbungen für die Arbeitsstipendien des VR KUNSTPREIS gefreut. Insgesamt konnten wir 104 Einreichungen verzeichnen! Die Sichtung der Bewerbungen gewährte uns einen umfassenden Einblick in die ästhetischen, thematischen und technischen Felder, mit denen sich die Künstler*innen momentan beschäftigen. Die Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks und die Intensität der Kunsterfahrung durch VR als junge Kunstform hat uns sehr beeindruckt. 
Mit der Auswahl der unbestritten hochkarätigen Fachjury haben wir dem Preis eine gewisse Stellung innerhalb der Welt der VR-Kunst gesichert, was vor allem unsere Künstler*innen freut. Die Jury wird die Ausstellung und die Finalist*innen zudem weiter begleiten. Genau wie alle Finalist*innen waren bzw. werden auch alle Jury-Mitglieder in unserem Podcast „Virtuell Virtuos“ zu Gast sein. Auch sind „Artist Talks“ geplant, und sicher werden sich die Arbeiten auch in der einen oder anderen Ausstellung oder auf Festivals zu VR-Kunst wiederfinden. 
Wir planen zudem ein zusätzliches Rahmenprogramm zur Ausstellung, um VR-Kunst auch einer Zielgruppe nahezubringen, die noch nicht so tief in der Materie ist. 

 

Ab dem 26.03.2021 (sofern es die Corona-Situation zulässt) ist das Publikum im Haus am Lützowplatz in Berlin eingeladen, die Arbeiten der fünf Stipendiat*innen in einer immersiven Ausstellung zu erleben und mit der VR-Brille zu erkunden. Vor welche besonderen Herausforderungen stellt euch die Präsentation der VR-Kunstwerke?

 

Tina Sauerländer: In der Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ in der großen Galerie des Haus am Lützowplatz werden die VR-Arbeiten in große, ortsspezifische Installationen der Künstler*innen eingebettet. Ihre virtuellen Ideen finden ein Echo im realen Ausstellungsraum. Dieser wiederum ist ein sozialer Ort, an dem die Besucher*innen ihre Eindrücke austauschen und diskutieren können. 
Als Kuratorin möchte ich die verbindenden Elemente der sehr unterschiedlichen Arbeiten hervorheben und aufzeigen, wie sie unser Dasein im Spiegel neuer Technologien reflektieren. Es geht darum, wie Mensch und Maschine miteinander kommunizieren, wie sie aufeinander reagieren und welche Formen der Kommunikation und Beziehungen dabei entstehen können. 
Genau wie die Berliner Museen wird auch diese Ausstellung ausschließlich mit vorher online gebuchten Zeitfenster-Tickets besucht werden können. Damit gewährleisten wir die Erfüllung der Hygiene-Vorschriften, eine fachgerechte Desinfektion der VR-Headsets und eine gute Betreuung unserer Besucher*innen bei ihrem Ausflug in die virtuellen Realitäten.