DKB VR Art Prize

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Über den VR Kunstpreis

Der VR KUNSTPREIS der Deutschen Kreditbank (DKB) in Kooperation mit der Contemporary Arts Alliance (CAA) Berlin ist der erste Kunstpreis für Virtual Reality im Bereich der bildenden Kunst mit einer institutionellen Ausstellung in Deutschland. Er wird 2023 zum zweiten Mal vergeben. 

 

Die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Potenzial neuer Technologien sowie die Erkundung und die kritische Reflektion ihrer Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft stehen im Fokus des VR KUNSTPREISES. Der Preis soll zur strukturellen Etablierung des zukunftsweisenden Mediums in der Kunstwelt beitragen. 

 

2023 vergibt die DKB in Kooperation mit der CAA Berlin 5 Arbeitsstipendien - für jeweils 4 Monate à 1.000 Euro an bildende Künstlerinnen und Künstler, die mit der VR-Technologie arbeiten. Ihre Werke werden ab Anfang September 2023 für zwei Monate in einer Ausstellung im Haus am Lützowplatz (HaL), Berlin, zu sehen sein. Die Ausstellung wird kuratiert von Tina Sauerländer, der künstlerischen Leiterin des VR KUNSTPREISES. Im Rahmen der Ausstellung werden drei Förderpreise vergeben, die mit insgesamt 12.000 Euro dotiert sind.

VR KUNSTPREIS 2023 Shortlist

Danke für 78 großartige Bewerbungen! Auf die Shortlist haben wir gewählt: 

 

 

Hier lesen Sie mehr zu den ausgewählten Künstler*innen. 

Künstlerische LeiterinTina Sauerländer

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Tina Sauerländer ist die künstlerische Leiterin des VR KUNSTPREISES der DKB in Kooperation mit CAA Berlin. Sie betreute schon die erste Ausgabe des VR KUNSTPREISES und kuratierte die Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ im Haus am Lützowplatz 2021.

 

Die Kunsthistorikerin Tina Sauerländer arbeitet als freie Kuratorin und Autorin. Zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten gehört der Einfluss des Internet und des Digitalen auf unsere persönliche Lebenswelt und Gesellschaft sowie die Auseinandersetzung mit Virtual Reality als künstlerisches Medium. 

Sie ist Mitbegründerin und Direktorin der 2010 gegründeten, unabhängigen Ausstellungsplattform peer to space und kuratierte u.a. 2017 die internationale Gruppenausstellung Die ungerahmte Welt. Virtuelle Realität als Medium für das 21. Jahrhundert im Haus der elektronischen Künste in Basel. Zusammen mit der Kuratorin Erandy Vergara entwickelte sie die Ausstellungsreihe Critical Approaches in Virtual Reality Art und realisierte Projekte wie Envisioning the Future. Other World Perspectives in Virtual Reality Art (Halcyon Arts Lab, Washington, DC, 2018) oder Speculative Cultures. A Virtual Reality Art Exhibition (Kellen Gallery, Parsons/The New School, New York, 2019).

 

(c) Portrait Tina Sauerländer von J. Pegman, 2020

Mitglieder Fachjury

Aus allen Bewerberinnen und Bewerbern wurde eine Shortlist ausgewählt, aus der eine Fachjury fünf Arbeitsstipendien à 1.000 Euro pro Monat von April bis Juli 2023 vergeben hat. 

Mitglieder der Fachjury sind: 

 

  • Emma Enderby, Leitung Programm und Forschung, Hauptkuratorin, Haus der Kunst, München

  • Nadim Samman, Kurator für den digitalen Bereich, KW Institute for Contemporary Art, Berlin
  • Ulrich Schrauth, Künstlerischer Leiter, VRHAM! Virtual Reality & Arts Festival, Hamburg, und Kurator für XR & Immersive Kunst, British Film Institute (BFI) und London Film Festival

  • Dr. Alexandra von Stosch, Mitbegründerin & Board Member von CAA Berlin gGmbH, und Geschäftsführerin der Artprojekt Entwicklungen GmbH
  • Laura Wünsche (vertritt Sabiha Keyif), Projektleiterin Tourneeausstellungen, ifa - Institut für Auslandsbeziehungen
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EmmaEnderby

Emma Enderby ist Kuratorin, Autorin und Dozentin für moderne und zeitgenössische Kunst. Derzeit ist sie Leiterin der Abteilung Programm und Forschung sowie Hauptkuratorin am Haus der Kunst, München. Zudem ist sie leitende Kuratorin bei The Shed, New York, wo sie zuvor Chefkuratorin war. Zuvor arbeitete sie als Kuratorin für den Public Art Fund, New York, und die Serpentine Galleries, London. Außerdem war sie an Ausstellungen der Royal Academy of Arts und der Whitechapel Gallery sowie an öffentlichen Programmen der National Portrait Gallery, London, und des Museum of Modern Art, New York, beteiligt. Enderby war Gastdozentin, Kritikerin und Rednerin an verschiedenen Universitäten und Institutionen. Sie ist Autorin sowie Herausgeberin verschiedener Bücher und Kataloge.

 

© Portrait Emma Enderby von Bastian Thiery

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Sabiha Keyif

Sabiha Keyif koordiniert und entwickelt als Projektleitung (seit 2018) und Bereichsleitung (seit 2022) international ausgestellte Ausstellungen und Formate für die Abteilung Kunst des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen. Seit 2022 ist sie zudem stellvertretende Leiterin der Abteilung Kunst und Leiterin des Bereichs Tourneeausstellungen am ifa. Sie studierte Kunstwissenschaften an der HBK Braunschweig und war von 2013 bis 2017 als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe tätig. 2017 organisierte sie die Konferenz »Under the Mango Tree« im Rahmen der documenta 14 (2017) und erhielt ein kuratorisches Stipendium vom Goethe Institut für einen Aufenthalt in Jakarta. 2018 betreute sie das Förderprogramm »Digitale Wege ins Museum« (2018) für die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich vorwiegend mit gesellschaftlich aktuellen Themen und dem Einfluss des Digitalen auf unsere Gesellschaft und unseren Alltag. Seit einigen Jahren steht zudem neben klassischen (physischen) Ausstellungen vor allem die Entwicklung neuer digitaler Projekte und Ausstellungsformate im Fokus ihrer Tätigkeit. Für ifa konzipierte und realisierte sie die »ifa Agora – Kunstsammlung Online, Netzwerk und Archiv« der ifa Kunstabteilung (agora.ifa.de) und ist hauptverantwortlich für die webbasierten Ausstellungsprojekte areyouforreal.ifa.de 
und dreamingbeyond.ai.

 

© Portrait Sabiha Keyif von Harald Voelkl

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NadimSamman

Nadim Samman studierte Philosophie am University College London, bevor er anschließend am Courtauld Institute of Art promovierte. Von 2012 bis 2019 war er Co-Direktor von Import Projects e.V. in Berlin und zugleich als Kurator bei Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien (2013-2015) tätig. Samman kuratierte im Jahr 2012 in Zusammenarbeit mit Carson Chan die 4. Biennale von Marrakesch, sowie im Jahr 2015 die 5. Moskau Biennale für junge Kunst. Er ist Mitbegründer der 1. Antarktis-Biennale (2017) und Initiator des Antarktis-Pavillons (Venedig, 2015). Im Jahr 2019 wurde er mit dem Internationalen Preis für Kunstkritik (IAAC) ausgezeichnet. Derzeit ist er Kurator für den digitalen Bereich, KW Institute for Contemporary Art, Berlin.

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UlrichSchrauth

„Was ist außergewöhnlich an Virtual-Reality-Kunst? Das Publikum wird zum Zentrum der künstlerischen Erfahrung. Man betrachtet ein Kunstwerk nicht mehr aus der Ferne, sondern ist mittendrin. „Go in instead of look at", sagte der US-Performancekünstler Allan Kaprow, und das trifft es auf den Punkt.“

 

Ulrich Schrauth arbeitet international als Kurator, Kreativdirektor und Künstler im Bereich der immersiven Medien. Er ist unter anderem als Künstlerischer Leiter des VRHAM! Virtual Reality & Arts Festivals in Hamburg engagiert sowie als Kurator für XR & Immersive Art für das British Film Institute (BFI) und das London Film Festival. Darüber hinaus betreut er viele internationale Virtual-, Augmented- und Mixed Reality- Projekte und ist weltweit gefragt als Keynote Speaker, Moderator und Jury Mitglied mit dem Themenschwerpunkt Immersive Kunst.

 

© Portrait Ulrich Schrauth von Catrin-Anja Eichinger

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Dr. Alexandravon Stosch

„Virtuelle Realität existiert nur, weil der Betrachter sie sieht. Sie bietet – anders als die Begegnung mit Kunst im realen Raum – eine ganzheitliche Erfahrung. Dieses immersive Eintauchen in eine individuelle und interaktive Welt ermöglicht eine neue sinnliche Wahrnehmung jenseits des marktgetriebenen Objekt-Fetischismus und steht somit für einen neuen Kunstbegriff.“

 

Alexandra von Stosch ist promovierte Kunstwissenschaftlerin und kuratierte nach ihrem Stu­dium an der Sorbonne in Paris 1994-1997 nationale Kunst-am-Bau-Projekte, sowie die Kunstsammlung der Société Générale, La Défense. In New York gründete und leitete sie 1997-2001 das International Center for Curatorial Studies. In Berlin war sie Mitgründerin der Contemporary Arts Alliance (CAA) zur Förderung von Talenten in Kunst, Tanz, Musik und Theater. Sie lehrte u.a. an der Humboldt-Universität zu Berlin und seit 2017 an der Barenbo­im Said Akademie. Sie ist Vorstandsmitglied des Villa Aurora /Thomas Mann House e.V., im Wissenschaftlichen Beirat der Berlinischen Galerie, im Stiftungsrat des Stadtmuseums Berlin und Jurorin. Für das Bauhaus Archiv initiierte sie 2015 die interdisziplinäre Zukunftsplattform Bauhaus Council Berlin e.V. Seit März 2017 leitet sie den Bereich Kunst & Kultur der Artprojekt Gruppe und ist seit 2019 Mitglied der Geschäftsführung und seit 2021 Geschäftsführerin und Sprecherin der Unternehmensgruppe.

Partner DKB & CAA

Die DKB richtet den VR KUNSTPREIS in Kooperation mit der CAA Berlin aus. 

 

Die DKB lebt die Digitalisierung seit der Jahrtausendwende und setzte sich von Anfang an mit dem Potenzial neuer Technologien auseinander: 2001 gründete sie die 1. Internetbank ohne Filialen und machte das bargeldlose Bezahlen bekannt. Dabei legt sie seit ihrer Gründung 1990 besonders Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Finanzgeschäfte und setzt sich  u.a. für den Bau von Windrädern, Solardächern, Kitas, Pflegeheimen, Krankenhäusern und bezahlbarem Wohnraum ein.
Mit dem VR KUNSTPREIS richtet die DKB ihr Engagement im Kunstbereich neu und mit Fokus auf den gesellschaftlichen Mehrwert aus: Gefördert werden soll die künstlerische Auseinandersetzung mit einer sich digitalisierenden Gesellschaft und den damit einhergehenden Veränderungen.

 

Die 2007 gegründete CAA Berlin ist eine Plattform für privates Engagement zur Förderung des Nachwuchses aus zeitgenössischer Kunst und Kultur in Berlin. Sie stärkt den Dialog zwischen Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft. Mit dem VR KUNSTPREIS unterstützt die CAA nun eine junge, zukunftsweisende Kunstszene in Deutschland.

Interview 2021 "Wir wollen digitale Kunst fördern."

Christine Faßnacht (Leiterin Content Marketing der DKB), Betti Pabst (Geschäftsführerin CAA Berlin) und Tina Sauerländer (künstlerische Leiterin des VR KUNSTPREIS) erläutern hier, wie es zu der Zusammenarbeit kam und was sie sich von der Etablierung des jungen Kunstpreises erhoffen. 

 

In Deutschland gibt es bereits zahlreiche Kunstpreise, die sich auf zeitgenössische Kunst, Medienkunst und regionale Kunstförderung fokussieren. Wie grenzt sich hierzu der VR KUNSTPREIS der DKB in Kooperation mit CAA Berlin ab? Und welche Bedeutung hat der VR KUNSTPREIS für die deutsche VR-Kunstszene?

 

Christine Faßnacht

Christine Faßnacht: Der Preis grenzt sich allein schon durch seinen Schwerpunkt ab. Virtual Reality als künstlerisches Medium ist noch jung und entwickelt sich dank einer experimentierfreudigen Generation von Künstler*innen rasch weiter. Diese aufregende Entwicklung möchten wir fördern und zur strukturellen Etablierung des künstlerischen Mediums VR beitragen. 

Als digitale Bank fühlen wir uns der digitalen Kunst natürlich besonders verbunden! Den von uns auserwählten VR-Künstler*innen wollen wir mehr Sichtbarkeit verleihen und sie mit den Arbeitsstipendien auch finanziell unterstützen. 

 

Tina Sauerlaender - photo by J. Pegman_2020__04

Tina Sauerländer: Mit Virtual Reality haben bildende Künstler*innen erstmals in der Kunstgeschichte die Möglichkeit, vollständig immersive Illusionsräume zu schaffen, womit sie auf Traditionen wie die Erfindung der Zentralperspektive in der westlichen Malerei, Mimesis und Trompe-l’oeuil-Malerei rekurrieren und diese fortsetzen. Zudem arbeiten sie in einem Raum, in dem physikalische Gesetze wie die Schwerkraft nicht gelten. Materialität, Bewegung, Räumlichkeit – all das kann völlig neu erdacht werden. Dieses große Potential von Virtual Reality hat bisher in Deutschland noch nicht genug Aufmerksamkeit erfahren bzw. wurde es noch nicht ausreichend dargestellt und diskutiert. 

Der hochdotierte VR KUNSTPREIS rückt nun dieses einmalige künstlerische Medium in den Vordergrund und macht es durch die Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ (16.04. - 04.07.21) im HaL) einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Er stellt damit eine bisher einmalige Art der Förderung für in Deutschland lebende VR-Künstler*innen dar und verhilft der blühenden VR-Kunstszene zu der ihr gebührenden Aufmerksamkeit. 

Und zu guter Letzt: In einer Zeit, in der Kurator*innen über Nachhaltigkeit und den ökologischen Fußabdruck von Ausstellungen diskutieren, zeigt die Ausstellung des VR KUNSTPREIS ausschließlich ortsspezifische Installationen von in Deutschland lebenden Künstler*innen, so dass Transport- und Reisekosten auf ein Minimum reduziert werden. Es geht hier also auch darum, ein Modell aufzuzeigen, wie Ausstellungen künftig nachhaltiger realisiert werden könnten.

 

Wie ist die Idee für einen VR-Kunstpreis entstanden? Und wie habt ihr zueinander gefunden? 


Christine Faßnacht: Seit etwas mehr als 4 Jahren sind wir als Sponsorin der CAA Berlin aktiv, denn sie ist eine wichtige Plattform für privates Engagement zur Förderung zeitgenössischer Kultur in Berlin.  Als Bank beschäftigt uns der digitale Wandel schon lange. 2000 gründeten wir die erste Internetbank ohne Filialen. Auch ist Nachhaltigkeit ein elementarer Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Wir vergeben Kredite für nachhaltige Branchen und Projekte in Deutschland und verzichten ganz bewusst auf Investment Banking und die Förderung umstrittener Wirtschaftsaktivitäten. Mit diesem Selbstverständnis geht einher, dass wir gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und vielversprechende Entwicklungen am Puls der Zeit fördern möchten. 

Unsere Kunstbegeisterung wollten wir nun in ein feines Projekt mit klarem Fokus einbringen. Daher stand recht früh fest, dass wir den VR KUNSTPREIS gemeinsam mit der CAA Berlin auf die Beine stellen werden. Das Schöne dabei ist, dass wir uns hier perfekt ergänzen: Die CAA bringt als Partnerin ihr Netzwerk und das Kunstbetriebs-Knowhow mit, und wir als Bank die Leidenschaft, Neues zu gestalten und dabei auch mal fernab des Mainstreams zu denken bzw. zu fördern.


Betti Pabst: Wir als CAA Berlin sind sehr glücklich darüber, die DKB als wichtige finanzielle Partnerin auf unserer Seite zu wissen, die uns auch bei der Umsetzung neuer Programmformate unterstützt! Durch Stipendien, Projektförderungen und Ausstellungsprojekte ist es uns möglich, im privaten Sektor einen kleinen Anteil zur Erhaltung einer lebendigen, vielfältigen und jungen Kulturszene zu leisten. 

In unserer gemeinsamen Arbeit hat sich das Interesse der DKB an digitaler Kunst verstärkt. Während wir uns zu Beginn der Kooperation auf Veranstaltungen in der Bank selbst konzentrierten, kam 2019 der Wunsch seitens der DKB auf, sich in einem Förderprogramm intensiver dem Thema digitaler Kunst zu widmen und ein eigenes Projekt mit Fokus auf digitalen Kunstformaten ins Leben zu rufen.  So entstand die gemeinsame Idee des Kunstpreises mit angegliedertem Stipendienprogramm. Die CAA hilft hier vor allem durch ihre lange Erfahrung in der Stipendienvergabe und ihre Kontakte in die Kunstwelt, auf die wir für den VR KUNSTPREIS zurückgreifen können, um die richtigen Partner*innen für die Ausschreibung, Vergabe und Ausstellung zu finden.

So kam es auch zur Zusammenarbeit mit Tina Sauerländer und zur Fokussierung auf VR-Kunst. Tinas Arbeit als Kuratorin für digitale Kunst und Expertin für VR begleiten wir schon eine ganze Weile, daher haben wir sie für unser Vorhaben gewinnen können. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit ihr im Rahmen dieses großartigen Projektes.

 

Tina, du bist Kunsthistorikerin, Autorin und Mitbegründerin der unabhängigen Ausstellungsplattform „peer to space“, die sich auf digitale Kunst spezialisiert hat. Wie kam es zu deiner Begeisterung für das Kunstmedium Virtual Reality?  


Tina Sauerländer: Im Herbst 2015 rief mich ein befreundeter Künstler an, Philip Hausmeier, mit dem ich zusammen 2 Jahre später Radiance gründen sollte. Seine Skulpturen hatte ich 2013 in der Ausstellung „Entering Space“ gezeigt. Schon damals versuchte er, mit physischem Material die Illusion einer Oberfläche hinter der eigentlichen Oberfläche zu erzeugen. Am Telefon sagte er mir, dass er jetzt Skulpturen in Virtual Reality mache und bat mich vorbeizukommen. 
Kaum im Headset abgetaucht, fand ich mich in einem schwarzen Raum mit riesigen leuchtenden geometrischen Körpern und schillernden Oberflächen wieder. Was mich am meisten an diesem immersiven Erlebnis beeindruckte, war, dass ich die Dimensionen der Objekte wie in der Realität mit dem eigenen Körper vermessen konnte, statt sie nur auf einem Bildschirm abzuschätzen. Das ist für mich auch heute noch die wichtigste Eigenschaft von VR. Um sie zu verstehen, ist es unabdingbar, sich ein Headset aufzusetzen und die Erfahrung selbst zu erleben!
Mich hat die Faszination seitdem nicht mehr losgelassen. Bald darauf bekam ich dank Sabine Himmelsbach, die auch eine der Juror*innen für den VR KUNSTPREIS war, die Gelegenheit, eine erste große Museumsausstellung zum Thema Virtual-Reality-Kunst zu kuratieren. Im Januar 2017 eröffnete dann „Die ungerahmte Welt“ am Haus der elektronischen Künste Basel. In der internationalen Gruppenausstellung waren damals auch die VR KUNSTPREIS Stipendiat*innen Banz & Bowinkel mit ihrer allerersten VR-Arbeit „Mercury“ dabei. Seit der Baseler Ausstellung habe ich viele weitere VR-Ausstellungen mitkuratiert – in Köln, Washington DC, Barcelona und New York. Ich freue mich nun besonders, endlich auch in meiner derzeitigen Heimatstadt mit dem VR KUNSTPREIS eine große VR-Ausstellung realisieren zu dürfen.


Tina, du bist auch Mitbegründerin der internationalen Rechercheplattform „Radiance“ für VR-Experiences in der bildenden Kunst, die über 160 künstlerische VR Experiences dokumentiert. Du kennst dich also gut aus. Haben dich die Einreichungen für den VR Kunstpreis dennoch überrascht?


Tina Sauerländer: Auch, wenn ich dank Radiance und meiner kuratorischen Tätigkeit in der deutschen und internationalen VR-Kunstszene sehr gut vernetzt bin, habe ich während der letzten Monate dank des VR KUNSTPREIS sehr viele neue, spannende VR-Kunstwerke von in Deutschland lebenden Künstler*innen entdeckt. Es ist großartig zu sehen, dass nun auch Nachwuchs von den Kunstuniversitäten kommt und, dass viele talentierte und international bekannte VR-Künstler*innen in Deutschland leben und arbeiten! 

 

Die Auswahl der fünf Stipendiat*innen wurde durch eine namhafte und renommierte Fachjury getroffen. Wie lief das ab? 


Betti Pabst: Wir haben uns sehr über die hohe Anzahl und die Qualität der Bewerbungen für die Arbeitsstipendien des VR KUNSTPREIS gefreut. Insgesamt konnten wir 104 Einreichungen verzeichnen! Die Sichtung der Bewerbungen gewährte uns einen umfassenden Einblick in die ästhetischen, thematischen und technischen Felder, mit denen sich die Künstler*innen momentan beschäftigen. Die Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks und die Intensität der Kunsterfahrung durch VR als junge Kunstform hat uns sehr beeindruckt. 
Mit der Auswahl der unbestritten hochkarätigen Fachjury haben wir dem Preis eine gewisse Stellung innerhalb der Welt der VR-Kunst gesichert, was vor allem unsere Künstler*innen freut. Die Jury wird die Ausstellung und die Finalist*innen zudem weiter begleiten. Genau wie alle Finalist*innen waren bzw. werden auch alle Jury-Mitglieder in unserem Podcast „Virtuell Virtuos“ zu Gast sein. Auch sind „Artist Talks“ geplant, und sicher werden sich die Arbeiten auch in der einen oder anderen Ausstellung oder auf Festivals zu VR-Kunst wiederfinden. 
Wir planen zudem ein zusätzliches Rahmenprogramm zur Ausstellung, um VR-Kunst auch einer Zielgruppe nahezubringen, die noch nicht so tief in der Materie ist. 

 

Ab dem 26.03.2021 (sofern es die Corona-Situation zulässt) ist das Publikum im Haus am Lützowplatz in Berlin eingeladen, die Arbeiten der fünf Stipendiat*innen in einer immersiven Ausstellung zu erleben und mit der VR-Brille zu erkunden. Vor welche besonderen Herausforderungen stellt euch die Präsentation der VR-Kunstwerke?

 

Tina Sauerländer: In der Ausstellung „Resonanz der Realitäten“ in der großen Galerie des Haus am Lützowplatz werden die VR-Arbeiten in große, ortsspezifische Installationen der Künstler*innen eingebettet. Ihre virtuellen Ideen finden ein Echo im realen Ausstellungsraum. Dieser wiederum ist ein sozialer Ort, an dem die Besucher*innen ihre Eindrücke austauschen und diskutieren können. 
Als Kuratorin möchte ich die verbindenden Elemente der sehr unterschiedlichen Arbeiten hervorheben und aufzeigen, wie sie unser Dasein im Spiegel neuer Technologien reflektieren. Es geht darum, wie Mensch und Maschine miteinander kommunizieren, wie sie aufeinander reagieren und welche Formen der Kommunikation und Beziehungen dabei entstehen können. 
Genau wie die Berliner Museen wird auch diese Ausstellung ausschließlich mit vorher online gebuchten Zeitfenster-Tickets besucht werden können. Damit gewährleisten wir die Erfüllung der Hygiene-Vorschriften, eine fachgerechte Desinfektion der VR-Headsets und eine gute Betreuung unserer Besucher*innen bei ihrem Ausflug in die virtuellen Realitäten.